Die Entstehung der Realschule plus als Kooperative Realschule
und der Name „Deutschherrenschule“

Als „Deutschherrenschule“ Waldbreitbach wird ein Schulzentrum in der Verbandsgemeinde Waldbreitbach bezeichnet, das aus einer Grundschule und einer Realschule plus in kooperativer Form,mit jeweils eigenständigen Strukturen, besteht. Die Realschule plus beginnt mit der Orientierungsstufe, in der die Kinder in den Klassenstufen 5 und 6 gemeinsam lernen und ab Klassenstufe 7 je nach Leistungsentwicklung den Bildungsgängen „Berufsreife“ oder „Qualifizierter Sekundarabschluss I“, Bildungsgang Realschule, zugewiesen werden.Durch die Aufteilung in diese beiden Bildungsgänge wird die Realschule plus auch als „Kooperative Realschule“ bezeichnet. Ein besonderer Pluspunkt unserer Schule ist die hohe Durchlässigkeit, also die Chance für alle Schülerinnen und Schüler, bei durchweg guten Leistungen am Ende eines jeden Schuljahres in den Bildungsgang Realschule aufzusteigen und damit den Realschulabschluss zu erreichen.  

Am 25. Oktober 1967 begannen mit der Grundsteinlegung die Bauarbeiten für die neue Mittelpunktschule des Amtes Neuerburg. Die Hauptschule wurde dann am 20.09.1969 eingeweiht und erhielt den Namen „Deutschherrenschule“.

1973 wurde die Deutschherrenschule organisatorisch zur „Grund- und Hauptschule“ erweitert. Eine erneute Umstrukturierung erfolgte mit dem Schuljahr 2001/2002 zur „Grund- und Regionalen Schule“. Dieser Prozess war 2005 abgeschlossen, 2006 konnten die ersten Schülerinnen und Schüler die Schule mit der „Mittleren Reife“ verlassen.  Im Rahmen der Schulstrukturreformin Rheinland-Pfalz wurde die Regionale Schule seit Beginn des Schuljahres 2009/2010 eine Grund- und Realschule plus.

Im Zuge der Weiterentwicklung erfolgte eine Auflösung des organisatorischen Verbunds der beiden Schulen, die Kooperative Realschule und die Grundschule wurden jeweils eigenständig. Dabei verblieb die Grundschule in der Trägerschaft derVerbandsgemeindeWaldbreitbach, während die Kooperative Realschule an den Kreis Neuwied überging.

Die Chronik der Deutschherren

Wie die Schulen zu ihrem Namen kamen

„Deutschherren“, so nannte sich ein Orden, der 1190 von Lübecker und Bremer Kaufleuten als Krankenpflege-Orden gegründet und 1198 in einen geistlichen Ritterorden mit dem Sitz in Akkon umgewandelt wurde.

Der „Deutsche Orden“, auch „Deutschherrenorden“ genannt, ist eine geistliche Ordensgemeinschaft. Gemeinsam mit dem Johanniter- bzw. Malteserorden steht er in der (Rechts-)Nachfolge der Ritterorden. Er hat gegenwärtig 1100 Mitglieder, darunter 100 Priester und 200 Ordensschwestern, die sich vorwiegend karitativen Aufgaben widmen.

Der vollständige Name lautet „Orden der Brüder vom Deutschen Haus Sankt Mariens in Jerusalem“, lateinisch Ordo fratrum domus Sanctae Mariae Teutonicorum Ierosolimitanorum.

Neben der Pfarrkirche in Waldbreitbach steht ein Straßenschild „An der Commende“. Die Bezeichnung „Commende“ finden wir nur beim Deutschherrenorden. So nannten die Ritter das Gebäude, in dem sie wohnten. Commende könnte man hier also am besten übersetzen mit „Zusammenkunft oder Niederlassung“. Der Orden war zunächst eine Bruderschaft, die sich im Jahre 1128 zu Jerusalem gebildet hatte. Unter seinem 4. Hochmeister, Hermann von Salza, besaß der Orden schon Besitzungen im Morgen- ­und Abendland, besonders in Preußen. Es gab Dienende und Geistliche unter ihnen. Sie trugen einen weißen Mantel mit einem schwarzen Kreuz. Warum sich der Orden gerade in Waldbreitbach niedergelassen hat, dazu ist Folgendes überliefert: Wie alle Orden, so ließ sich auch dieser Deutschherren­orden am liebsten in landschaftlich reizvollen Gegenden nieder.

Die Commende in Waldbreitbach ist wahrscheinlich eine Stiftung des Grafen Heinrich und der Gräfin Mechthildis von Sayn. An der heutigen Commende ist die Jahreszahl 1703 angeschlagen. Diese Zahl gibt allerdings nicht das Gründungsjahr des Ordens wieder, dieses ist nicht bekannt. Aus einer Urkunde geht aber hervor, dass der Orden 1239 wegen seiner Tätigkeit von den grauen Schwestern zu Köln den Almosen-Zehnten geschenkt bekommen haben soll. Wegen des 1260 von der Gräfin Mechthildis an die Deutschherren in Waldbreitbach verliehenen Patronatsrechts, haben die Deutschherren hier auch den Gottesdienst versehen. Seit diesem Jahre widmete sich der Orden im damaligen „Breitbach“ besonders der Seelsorge und der Krankenpflege. Daher auch die vielen Schenkungen und Beweise der Anerkennung: Gräfin Mechthildis von Sayn schenkte der Commende zu Waldbreitbach einen Hof bei der Neuerburg, den heutigen Ackerhof hinter dem jetzigen Antoniushaus. Adelheit und Heinrich von Matscheid (Maischeid) verzichteten auf alle Ansprüche, die sie gegenüber der Commende hatten. Gräfin Mechthildis beurkundete 1282, dass Conrad und Deatrix von Husen (Hausen bei Waldbreitbach) zugunsten ihres Bruders Ludwig auf den Hof von Husen, später deutsches Ordensgut, verzichtet haben.

Um 1261 erbauten die Deutschherren die Kirche in Breitbach. Diese Kirche wurde 1876 abgerissen. Nur der Turm blieb erhalten, der noch heute das Wappen der Deutschherren trägt. Weiter hatte der Orden drei Weiher angelegt, die noch heute etwa 50 Meter hinter der Grundschule zu sehen sind. Auch war auf dem heutigen Schulhof der Grundschule früher einmal der sogenannte Kahns-Hof. Dieser Hof war im Besitz der Deutschherren, ist aber wegen der großen Liegenschaften verpachtet worden. Die Commende selbst hat in ihrem Inneren keine Erinnerungen mehr an frühere Zeiten. Heute gehört sie dem Mutterhaus der Franziskanerinnen. So steht das schicksalsreiche Gebäude wieder klösterlichen Zwecken zur Verfügung.